Gesellschaftsfragen


Das Spektrum vom Verantwortungsbereich Gesellschaftsfragen beschäftigte mich in den letzten Jahren verschiedenste gesellschaftspolitische Themen von den jüngsten bis zu den ältesten Stadtbewohnenden über die Quartierarbeit, Integration und Inklusion.


Vereinbarkeit

Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mir ein grosses Anliegen:

  • Einkommensabhängige Kita-Tarife: Die Stadt subventioniert die Kita-Plätze, damit die Eltern einkommensabhängige Tarife bezahlen. Die kantonale Beteiligung an den Subventionen wurde von 5 auf 10 Mio. kantonsweit angehoben. Der aktuelle Verteilschlüssel ist sehr zuungunsten der Stadt St.Gallen. Aktuell laufen auf kantonaler Ebene Arbeiten zur kantonsweiten Harmonisierung des Kitasubventionssystems und betreffend eines neuen Verteilschlüssels. Ich setzte mich für ein möglichst einfaches Subventionssystem ein, bei welchem alle Eltern Zugang zu Vergünstigungen haben.
  • Familienbüro: Seit dem 12. August dient das Familienbüro im Haus Olé als erste Anlaufstelle für alle Fragen (auch betreffend Vereinbarkeit) für werdende Eltern und Familien mit Kindern bis zum Schuleintritt in Zusammenarbeit mit dem Ostschweizer Verein für das Kind, der Frauenzentrale und dem Hebammenverband.
  • Stadt als Vorbild: Die Stadt ist als Arbeitgeber Vorbild mit Arbeitsplätzen, welche Vereinbarkeit ermöglichen (Teilzeit, Homeoffice) und ermutigt die Mitarbeitenden, diesen Weg zu gehen.


Frühe Förderung

Rund 50% der Kinder in der Stadt St.Gallen haben Deutsch nicht als ihre erste Sprache gelernt. Kinder, die beim Schuleintritt über ungenügende Deutschkenntnisse verfügen, haben häufig einen Nachteil, den sie über die ganze Schulzeit kaum mehr Wettmachen können. Aus diesem Grund haben wir die Sprachstandserhebung eingeführt: Kindern mit geringen Deutschkenntnissen werden vor Schulbeginn Unterstützungsangebote offeriert. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Integration und Chancengerechtigkeit in unserer Stadt.

Partizipation

Die Stadt St.Gallen strebt eine Partizipationskultur an, in der sich alle Bevölkerungsgruppen der Stadt St.Gallen einbringen können – auch ohne Stimmrecht. Das 2021 erarbeitete neue Partizipationsreglement legt den Fokus nicht primär auf einzelne Anspruchsgruppen. Einwohnerinnen und Einwohner werden aufgrund ihrer Betroffenheit von einem Thema zum Mitgestalten eingeladen, unabhängig von Alter, Herkunft und staatsbürgerlichem Status. Die Stadt wird dem mit ihrer Informationspolitik und einer partizipationsoffenen Verwaltungskultur gerecht.

Inklusion

Ich setzte mich ein für eine inklusive Gesellschaft gemäss der UNO-Behindertenrechtskonvention. Menschen mit einer Beeinträchtigung sollen sich in der Stadt St. Gallen auf allen Ebenen hindernisfrei bewegen, an der Gesellschaft aktiv teilnehmen und diese mitgestalten können. Die Vielfalt und Heterogenität der Gesellschaft als grundlegend und selbstverständlich. Nicht der Einzelne muss sich dem System anpassen, sondern die gesellschaftlichen Rahmendbedingungen müssen so flexibel gestaltet sein, dass sie jedem Einzelnen Teilhabe ermöglichen.

Projekt «ausrufezeichen»

  • Startanlass der Aktionstage Behindertenrechte

Besuch im Dunkelzelt der Obvita


Altersstrategie und Heime

2021 erarbeiten wir gemeinsam mit den im Altersbereich tätigen Organisationen und Interessierten aus der Bevölkerung mit der «Strategie Alter und Gesundheit 2030» einen Wegweiser für die Alterspolitik der kommenden Jahre. Mir ist es ein Anliegen, den Schwerpunkt auf Befähigen, Ressourcen nutzen und den Nahraum stärke zu legen. Damit sollen in der Stadt St.Gallen ältere Menschen auch zukünftig ein zeitgemässes Angebot vorfinden, das ihrem Bedarf und ihren Bedürfnissen entspricht.
Video dazu auf Facebook

Wichtig ist mir insbesondere der regelmässige Austausch mit den im Altersbereich tätigen Organisationen. So tausche ich mich z.B. zweimal jährlich mit der IG Trägerschaften Heime aus und nutze diese Gelegenheit gerne, um die jeweilige Institution besser kennenzulernen.

Besuch im Pflegeheim St.Othmar

Spitex

Noch vor meiner Amtszeit hat das Stadtparlament den Auftrag erteilt, die vier in der Stadt operierenden privaten Spitex-Vereine in eine Spitex-Organisation zu überführen. Die Stossrichtung war vorgegeben – die Umsetzung nicht einfach. In intensivem Dialog haben wir mit den ehemaligen Akteuren die neue Organisation entwickelt. Leider war das Projekt von Beginn an mit viel Gegenwind konfrontiert. Dass man bei der Umstellung und Professionalisierung der sehr unterschiedlichen alten Arbeitsprozesse nicht allen gerecht werden konnte, war unvermeidbar. Viele personelle Wechsel waren zu bedauern. Als nach zwei turbulenten Jahren der Verwaltungsrat der Spitex St.Gallen AG im Frühsommer 2023 zurück trat, übernahm ich interimsmässig das Verwaltungsrats-Präsidium. Während dem zweiten Halbjahr lenkte der neu zusammengesetzte Verwaltungsrat die Geschicke der Spitex und sorgte mit einer ebenfalls interimistischen Geschäftsführung für die nötige Stabilisierung. Parallel dazu wurden ein neuer Verwaltungsrat, eine neue Geschäftsleitung sowie eine neu Pflegedienstleitung rekrutiert.

Kurze Stellungnahme meinerseits:

Das Projekt hatte eine lange Vorgeschichte, Vieles wurde lange liegen gelassen. Aus heutiger Perspektive hätte man die Reorganisation früher in Angriff nehmen sollen.

Rückblickend ziehe ich folgendes Fazit:

  • Die Ausgangslage mit drei der vier Spitex-Organisationen, die dem Vorhaben ablehnend gegenüberstanden, wurde unterschätzt, ebenso wie die daraus resultierenden Risiken und Aufwände.
  • In der Anfangsphase war ich zu wenig kritisch. Das im Postulatsbericht vorgeschlagene Vorgehen habe ich zu wenig hinterfragt. Heute würde ich dieser Phase mehr Zeit einräumen und insbesondere mehr investieren in die Beziehungsarbeit mit den Schlüsselpersonen der Spitexorganisationen. Nach einer längeren Anfangsphase würde ich aber kritische Organisationen schneller ausschliessen und nicht versuchen, sie mit allen Mitteln im Boot zu halten.
  • Für die Übergabe vom Projekt zum Betrieb wäre einerseits eine enge Begleitung – auch wenn dies seitens der neuen Verantwortlichen auf Widerstand gestossen ist – und andererseits die Bereitstellung von mehr zeitlichen und finanziellen Ressourcen notwendig gewesen.
  • Public-Corporate-Governance-Prinzipien können in Konkurrenz zum Führungsanspruch der Politik und zu den Erwartungen der Öffentlichkeit an die Politik stehen. Je nach Situation braucht es vorübergehend eine grössere Nähe zum operativen Geschäft. Mit der Gründung und dem Start der Spitex St.Gallen AG war diese Organisation, d.h. deren Verwaltungsrat und Geschäftsleitung in der Verantwortung. Trotzdem erwarteten die Medien und folglich auch die Öffentlichkeit, dass der Lead bei der Stadt ist, und dass sie auch bei operativen Fragestellungen Stellung nimmt. Heute pflege ich einen engen Austausch und Abgleich mit der strategischen wie auch der operativen Leitung

Bei der Wahl von Führungspersonen sind neben fachlicher Expertise die Soft Skills zentral. Im Sommer/Herbst 2023 legten wir deshalb sehr grossen Wert auf das Führungsverständnis, die Verbundenheit zur Stadt sowie das Partizipationsverständnis.

Generationenspielplatz

Ich setzte mich ein für eine Stadt, in der sich die Jüngsten und die Ältesten sich wohl fühlen. Generationen-verbindend eröffnete im Juni 2024 der Generationenspielplatz «Engelwiespark». Ein Generationenspielplatz ist ein Spiel-, Begegnungs- und Bewegungsort für Jung bis Alt. Durch die Kombination von Bewegung und Spass wird nicht nur das körperliche Wohlbefinden gefördert, sondern auch soziale Interaktion und das Teilen. Dadurch sind Mehrgenerationenspielplätze ein grossartiger Ort zum Spielen, Herumtollen und Entspannen für Menschen jeden Alters.


Betagtenheim Riederenholz

Um den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden wären bei der Infrastruktur vom Betagtenheim Riederenholz sehr grosse Investitionen nötig gewesen. Eine Strategieüberprüfung ergab, dass eine wirtschaftliche Betriebsführung aufgrund der steigenden Anforderungen im Bereich Aufsicht und Qualitätssicherung für die kleine Institution mit 25 Plätzen längerfristig nicht mehr möglich ist.

Auch unbequeme Entscheide gehören zum Amt: Im April 2022 schliesst das Betagtenheim (Die Bewohnenden des Wohnheims für Betagte Riederenholz ziehen um | stadt.sg.ch.); bis Mitte 2023 zogen Geflüchtete aus der Ukraine in die Liegenschaft.

So leben ukrainische Flüchtlinge in der Unterkunft Riederenholz (tagblatt.ch)

Besuch im Riedernholz (Foto: Tagblatt)


Wohnheim für Kinder und Jugendliche

Das (WoKi) wurde nach einer Strategieüberprüfung auf den 1.1.2024 an die Gemeinnützige und Hilfs-Gesellschaft der Stadt St.Gallen (GHG) übergeben. Kinder und Mitarbeitende konnten bleiben. Das WoKi dient Kindern und Jugendlichen, die aus sozial schwierigen Lebenssituationen kommen und eine sozialpädagogische Betreuung benötigen. Mit der GHG konnte eine bestens geeignete Trägerschaft gefunden werden, die sich der Förderung des Gemeinwohls verschrieben hat. Sie versteht sich als regionale Spezialistin für Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Betreuungs- und Unterstützungsfragen.

Symbolische Schlüsselübergabe an Heinz Loretini, den Präsidenten der GHG